Moderatorin: Heute interviewe ich Jan. Jan, du bist ein wahrer Globetrotter: Du hast schon über 100 Länder bereist und in einigen auch längere Zeit gelebt. Ich bin sehr gespannt zu hören, wie sich diese Reisen auf dein Leben ausgewirkt haben.
Jan: Ja, das stimmt, aus Leidenschaft für fremde Menschen, Kulturen und Länder habe ich versucht, die ganze Welt zu meinem Zuhause zu machen.
Moderatorin: Was hast du durch das Reisen gelernt?
Jan: Vor allem habe ich mich selbst besser kennengelernt.
Moderatorin: Das heißt?
Jan: Beim Reisen entdeckt man nicht nur fremde Kulturen und Länder, sondern auch sich selbst. Ich kann sagen, dass ich dank meinen Reisen viel Selbsterkenntnis gewonnen habe. Ich habe verstanden, was mich glücklich macht und was ich mir wünsche, wonach ich im Leben strebe.
Moderatorin: Und welche Überlegungen resultieren aus dieser Begegnung mit deinem „Ich”?
Jan: Das Reisen hat mir gezeigt, dass ich ein großes Verlangen nach Herausforderungen habe und mit meinem Leben eher unzufrieden bin, wenn tagtäglich nur Routine und Langeweile herrschen.
Moderatorin: Und wie stillst du dieses Verlangen?
Jan: Es reicht, jeden Tag etwas Neues zu entdecken und neue Erfahrungen zu machen. Das muss kein außergewöhnliches Ereignis sein. Ein interessantes Gespräch mit unbekannten Menschen, ein neuer Geschmack oder eine schöne Landschaft – das kann schon genügen.
Moderatorin: Knüpfst du schnell neue Bekanntschaften?
Jan: Ehrlich gesagt, ja. Und eine Reise ist die beste Gelegenheit dazu, auf andere zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Moderatorin: Hast du dabei neue Freunde gefunden?
Jan: Natürlich, und genau das liebe ich am Reisen. Fremde können zu Freunden werden und das bietet uns die Möglichkeit, andere Denkweisen, Lebensweisen und dabei auch Kulturen kennenzulernen. Das ist wirklich bereichernd und öffnet die Augen.
Moderatorin: Im Hinblick worauf wurden deine Augen denn geöffnet?
Jan: Mir ist klar geworden, dass die Menschen nach ganz unterschiedlichen Maßstäben leben, manchmal sehr bescheiden, und dass sie dennoch oft das Leben genießen und andere respektieren. Ich weiß besser zu schätzen, was ich im Leben habe. Solche Erfahrungen zeigen, was im Leben eigentlich wichtig ist und dass Glück überhaupt nicht von der finanziellen Situation abhängen muss.
Moderatorin: Wie hat sich das Reisen auf deine Persönlichkeit ausgewirkt?
Jan: Wenn ich es mir jetzt überlege, kann ich sicherlich sagen, dass ich viel offener und spontaner bin, seitdem ich viel reise.
Moderatorin: Wie äußert sich das?
Jan: Der Wunsch nach neuen Herausforderungen hat dazu beigetragen, dass ich offen für alles bin. Wenn ich eine neue Idee habe, versuche ich sie in die Tat umzusetzen, um keine Sekunde zu verschwenden, jeden Augenblick bewusst wahrzunehmen und das Leben zu genießen.
Moderatorin: Ich würde zu gern wissen, was die verrückteste Idee war, die du jemals umgesetzt hast.
Jan: Zum Beispiel habe ich mich in Südostasien getraut, Zikaden und Ameisen zu essen. Und ich muss sagen, dass sie viel besser schmecken, als sie aussehen. Außerdem sind sie eine gute Quelle von Eiweiß, Eisen und vielen Vitaminen und ergänzen die tägliche Ernährung. Sie gelten übrigens vor Ort als Delikatesse.
Moderatorin: Du sprichst nur über die Vorteile des Reisens. Es gibt aber auch Schattenseiten, nicht wahr?
Jan: Was meinst du damit?
Moderatorin: Reisen bedeutet doch nicht nur, sich zu vergnügen und die schönen Momente zu genießen. Damit verbunden ist auch viel Stress – schon allein die Organisation einer Reise oder die ständig neuen Sachen, die man erledigen muss.
Jan: Das ist wahr, ich würde aber nicht sagen, dass das Nachteile sind.
Moderatorin: Wieso denn nicht?
Jan: Das ist eher wieder eine Chance, etwas Neues zu lernen oder zu erleben. Eine Gelegenheit, Schwierigkeiten und Problemen die Stirn zu bieten. Außerdem lernt man auch, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Moderatorin: Ich sehe, du hast auch gelernt, immer das Positive im Negativen zu sehen.
Jan: Stimmt. Dank der Reisen lasse ich mich nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen und gebe auch bei größeren Schwierigkeiten nicht sofort auf. Und wenn ich eine Herausforderung gemeistert habe, bin ich stolz darauf, die eigenen Barrieren, Widerstände und Ängste überwunden zu haben.
Moderatorin: Was gefällt dir am Reisen am besten?
Jan: Lach bitte nicht, wenn ich sage, dass es mir vor allem gefällt, dass Reisen bildet.
Moderatorin: Diesen Satz hört man oft. Stimmst du dem zu?
Jan: Ja, völlig. Ich finde, kein Reiseführer beschreibt das Besondere eines Ortes so gut, wie es eine persönliche Reise dorthin vermittelt. Es gibt Eindrücke, die man nicht in Worte fassen kann, man muss sie einfach erleben und erfahren. Und dazu noch die Möglichkeiten, Einheimische anzusprechen und in eine fremde Kultur einzutauchen – das kann uns nur bereichern und uns dazu verhelfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Moderatorin: Jan, vielen Dank für das Gespräch.