Radiomoderatorin: Guten Tag, liebe Hörerinnen und Hörer. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „Menschen um uns herum”. Das Thema unserer heutigen Sendung lautet: „Eine Jugend im Kinderheim”. Mein heutiger Gast hat trotz seines jungen Alters schon viel erlebt. Als Emma neun Jahre alt war, kam sie nämlich in ein Kinderheim. Diese Erfahrung hat ihr Leben sehr geprägtprägengeprägt. Guten Tag, Emma.
Emma: Guten Tag.
Radiomoderatorin: Emma, welche Erinnerungen hast du an dein Zuhause, deine Eltern?
Emma: Diese Frage wird mir oft gestellt. Es war aber gar nicht so schlimm. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, denn ihre Beziehung war alles andere als harmonisch. Nach der Scheidung haben mein Bruder und ich dann bei unserer Mutter gelebt. Sie hat viel gearbeitet, aber wenn sie zu Hause war, hat sie sich gut um uns gekümmert. Leider hatte sie psychische Probleme und das war wirklich schlimm. Ich musste sehr schnell lernen, VerantwortungVerantwortung übernehmenVerantwortung zu übernehmenVerantwortung übernehmenübernehmen, besonders für meinen kleinen Bruder. Ich habe ihm oft das Frühstück gemacht, ihn in den Kindergarten gebrachtin den Kindergarten bringenin den Kindergarten gebracht und ihn auch wieder abgeholt. Dabei war ich ja selbst noch ein Kind …
Radiomoderatorin: Wie kam es, dass du im Kinderheim gelandet bist?
Emma: Die gesundheitlichen Probleme meiner Mutter wurden immer schlimmer. Sie arbeitete immer weniger und es war schwer für uns, finanziell über die Runden zu kommen. Ich habe mich sehr bemüht und viel zu Hause geholfen. Aber mein Bruder ist immer öfter hungrig und in schmutziger Kleidung in den Kindergarten gegangen. Daraufhin hat sein Erzieher die entsprechenden Dienste informiert. Meine Mutter wurde in eine psychiatrische Klinik gebracht und wir … An diesem Tag waren mein Bruder und ich gerade im Hortim Hortim Hort. Wir wussten natürlich nicht, was zu Hause passiert war. Plötzlich sind zwei Frauen zu uns in den Raum gekommen und haben uns einfach so mitgenommen. Am Anfang wussten wir gar nicht, wohin sie uns bringen und wie lange wir dort bleiben müssen …
Radiomoderatorin: Erinnerst du dich an deinen ersten Tag im Kinderheim?
Emma: Ich erinnere mich, dass wir sehr lange unterwegs waren – bis es dunkel wurde. Irgendwann hat das Auto vor einem großen Haus angehalten. Der Leiter der Einrichtung hat uns an der Tür begrüßt. Wir sind alle hineingegangen und haben uns in das riesige Wohnzimmer gesetzt. Die Frauen, die uns gebracht hatten, haben uns dann erzählt, was eigentlich passiert war. Die ersten Tage waren schwierig, aber ich hatte wenigstens ein eigenes Zimmer. Mein Bruder musste sich ein Zimmer mit einem anderen Jungen teilen.
Radiomoderatorin: Hast du dich schnell im Kinderheim eingelebt?
Emma: Ich war überrascht – die Atmosphäre dort war freundlich, sogar familiär. Niemand hat die Bezeichnung „Kinderheim” verwendet. Für uns war das einfach unser Zuhause. Klar, es war anders als bei der Familie, aber es hat sich doch wie ein Zuhause angefühlt. Natürlich hatten wir Kinder manchmal Streit, aber eigentlich haben sich alle im Heim gegenseitig getröstetjemanden mit etwas tröstengetröstet und unterstützt. Es war aber natürlich nicht alles perfekt. Ich wusste nicht, wie ich nach dem Dauerstress zu Hause mit der Ungewissheit im Kinderheim umgehen sollte. Wenn es mir so richtig schlecht ging, habe ich nachts auch schon mal in mein Kissen geweint. Irgendwann fing ich dann an zu stotternstotternstottern. Es hat eine Weile gedauert, aber mithilfe einer Psychologin konnte ich das Problem schließlich überwinden.
Radiomoderatorin: Emma, das Leben im Kinderheim war also nicht einfach. Wie war es für die anderen Kinder, nicht mit den Eltern zusammenzuwohnen?
Emma: Ich habe bis heute viele Freunde, die nicht bei ihren Eltern aufgewachsen sind. Meine Freundin Mathilde hat zum Beispiel bei einer Pflegefamilie gelebt. Sie sagt, ihre neue Familie war sehr liebevoll. Bei meinem Freund Johann weckt das Kinderheim allerdings schlechte Erinnerungen. Er ist leider von seinen Geschwistern getrennt worden und es ist ihm schwergefallen, im Kinderheim Freunde zu finden.
Radiomoderatorin: Wie würdest du deinen Aufenthalt dort im Nachhineinim Nachhineinim Nachhinein bewerten?
Emma: Dadurch dass ich in einem Kinderheim aufgewachsen bin, bin ich heute viel organisierter und auch sehr zuverlässig. Ich glaube, ich kann mit jeder auch noch so schwierigen Situation umgehen. Als ich ins Kinderheim kam, konnte ich nicht verstehen, warum. Ich habe mein Umfeld dafür verantwortlich gemacht. Heute weiß ich, dass Eltern manchmal überfordert sind. Dass sie sich nicht um ihre Kinder kümmern können. Ich kann sagen, ich bin aus Erfahrung klug geworden.
Radiomoderatorin: Danke, Emma. Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Und ich glaube, unsere Zuhörinnen und Zuhörer haben die heutige Sendung auch mit Interesse verfolgt. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg.
Emma: Danke schön. Ich stehe nach der Sendung noch eine Stunde für eure Fragen zur Verfügung. Vielleicht kann ich ja anderen Menschen helfen?