Ist der Brief schon abgeschrieben? Sinkende Sendungsmengen der Briefe

Der klassische Postbrief verabschiedet sich langsam aus dem Alltag. Das sieht man ausdrücklich am Hauptzusteller in Deutschland. Er befördert immer weniger Briefe: Im Jahr 2020 waren es knapp 14,3 Milliarden Briefe, im Vorjahr noch 15,9 Milliarden. Seit dem Jahr 2000 ist die inländische Briefmenge in Deutschland um 18 Prozent gesunken. Ein Grund für die kleiner werdende Menge beförderter Briefe ist, dass Privatpersonen und Firmen vermehrt per E‑Mail oder über andere digitale Kanäle kommunizieren.

Lieber Kurznachrichten als Briefe
Immer mehr Menschen nutzen lieber die digitalen Medien, vor allem E‑Mails und verschiedene Messengerdienste. Auch die Unternehmen kommunizieren vermehrt digital und investieren ihr Werbebudget im Internet. Dadurch können die Konsumenten zielgenauer und günstiger angesprochen werden als zum Beispiel mit herkömmlichen Werbeprospekten.
Selbst der Staat nutzt inzwischen immer öfter digitale Wege, um die Bürger zu informieren oder ihnen die Abgabe der Steuererklärung zu erleichtern.

Schnee von gestern
Eine Postkarte von der Nordsee, schriftliche Urlaubsgrüße aus den Alpen oder ein Einschreiben von einem Geschäftspartner - alles Schnee von gestern. Wer heute Briefe schreibt oder eine Postkarte verschickt, gilt als altmodisch und uncool. Die digitale Welt ist bereits in alle Lebensbereiche eingedrungen und lässt die Menschen immer weniger zu Kugelschreiber und Füller greifen. Der klassische Brief gilt längst als Auslaufmodell.

Ein Blick zurück
Den Wandel konnte man schon vor einigen Jahrzehnten erahnen, als es Wissenschaftlern in den USA gelang, zwei getrennt voneinander stehende Rechner miteinander zu verbinden und E‑Mails hin- und herzuschicken. So wurde Ende der sechziger Jahre der Totengräber des Briefes geboren. Rund 30 Jahre später geriet der Klassiker des Postgeschäfts allmählich ins Abseits.
Dabei hat der Brief eine lange Tradition. Schon im dritten Jahrtausend vor Christus sollen Papyrus‑Rollen beschrieben worden sein. Der Brief hat sich über die Jahrhunderte in allen Bereichen des Lebens etabliert: nicht nur in Politik, Literatur oder Wirtschaft, sondern auch in der Kultur.
Er ist sozusagen zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden, doch heute verliert er immer mehr an Bedeutung.

Heutige Briefe
Die heutigen Briefe werden nicht mehr von Hand auf Papier geschrieben. Sie werden zunehmend ersetzt – sowohl durch E‑Mails, Kurznachrichten (SMS) oder Nachrichten in diversen Kommunikationsprogrammen und -apps als auch den so häufig im Netz veröffentlichten Kommentaren. Früher gab es keine digitalen Möglichkeiten der Korrespondenz, und so haben die Menschen zu Kuli und Füller gegriffen, um miteinander zu kommunizieren. In der heutigen vollautomatisierten Welt trauen sich nur wenige, ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Heutzutage finden die Jugendlichen einen klassischen, handgeschriebenen Brief überhaupt nicht praktisch. Er wird entweder von älteren Personen oder rein dienstlich verschickt.

Kontrapunkt
Zwar werden weiterhin Briefe verschickt, aber die Sendungsmengen sind massiv gesunken. Da die traditionell erzielten Umsätze immer geringer ausfielen, hat man in den Paketdienst investiert. Durch die Unmenge an Internetbestellungen hat sich diese Branche in den letzten Jahren rasant entwickelt. 2020 wurden insgesamt rund 1,8 Milliarden Pakete befördert – so viele wie noch nie zuvor. Inzwischen erfreut sich das Paketgeschäft sowohl unter Geschäftsleuten als auch privaten Kunden einer steigenden Beliebtheit.

Ist der klassische Brief bereits wirklich abgeschrieben?
Die Antwort ist klar: Der traditionelle, handgeschriebene Postbrief, – ja, er hat an Bedeutung verloren und wird allmählich von den neuen digitalen Medien verdrängt.