Kinderarbeit – das geht jeden etwas an
Kinder sind schutzbedürftig. Für ihre Sicherheit sind die Erwachsenen verantwortlich. Kinder können sich nicht selbst verteidigen, wenn ihre Grundrechte verletzt werden. Werden Kinder ausgebeutet, ist es wichtig, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die Erwachsenen an ihre Verantwortung zu erinnern, der sie sich nicht entziehen dürfen.
In Deutschland kommt ausbeuterische Kinderarbeit so gut wie nie vor – ein Kind unter 12 Jahren darf eigentlich überhaupt nicht arbeiten. Im globalen Kontext ist es jedoch sinnvoll, den Begriff der Ausbeutung junger Arbeitnehmer einmal genau zu definieren. Während bei der klassischen Ausbeutung von Arbeitnehmern Unterbezahlung für geleistete Arbeit und lange Arbeitszeiten eine große Rolle spielen, haben wir es im Fall der Kinderarbeit oft mit unbezahlter Zwangsarbeit zu tun. Das gilt dann als reiner Missbrauch. Besonders in der Textilindustrie ist das Thema Kinderarbeit weiterhin aktuell, auch im 21. Jahrhundert.
Es ist für den Durchschnittsverbraucher leider nicht einfach zu erkennen, ob Kleidung unter ausbeuterischen Bedingungen und unter Missachtung der Menschenwürde genäht wurde. Nur das auf dem Etikett angegebene Herstellungsland lässt da keine Schlüsse zu. Fakt ist jedoch, dass Kinder gerade in der Textilindustrie oft ausgebeutet werden und unter katastrophalen Arbeitsbedingungen leiden.
Vor allem sind die Kinder dort hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt, da sie an allen Phasen der Textilherstellung beteiligt sind: von der Arbeit auf den Baumwollfeldern bis hin zur Arbeit in den Spinnereien, Färbereien und Nähereien. Sie sind häufig schädlichen Farbstoffen, Düngemitteln und Chemikalien ausgesetzt. In der Folge sind sie oft von Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten betroffen. Die Arbeitszeit beträgt bis zu zwölf Stunden täglich, und ihr Lohn entspricht kaum einer angemessenen Vergütung – wenn er denn überhaupt gezahlt wird.
Es ist eine Menschenrechtsverletzung, wenn sie für ihre geleistete Arbeit nicht bezahlt werden. Kinderarbeit ist aber auch ein Verstoß gegen das Recht auf Bildung, denn aufgrund ihres 12‑Stunden‑Arbeitstages gehen die Kinder entweder gar nicht zur Schule oder sie vernachlässigen die Schule. Letzten Endes bleibt das Kind häufig ohne jede Ausbildung. Ein Teufelskreis: Ohne Schulabschluss haben die jungen Menschen keine Chance auf besser bezahlte Arbeit, und so entkommen sie der Ausbeutung manchmal ihr Leben lang nicht. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben es in der Hand, etwas gegen die Ausbeutung von Kindern in der Textilindustrie zu tun. Sie können beim Einkaufen darauf achten, ob die Kleidung aus fairem Handel stammt und auf Produkte der Firmen verzichten, deren Handeln in diesem Bereich fragwürdig ist. Damit kommunizieren sie, dass nicht nur der Preis bei der Kaufentscheidung ein bedeutender Faktor ist, sondern auch, unter welchen Bedingungen die Kleidung hergestellt wurde.
Kauft man Kleidung aus fairem Handel, unterstützt man indirekt viele Menschen, die von ihrer Arbeit in der Produktion dieser Waren ihre Familien und Kinder ernähren. So können wohlüberlegte Kaufentscheidungen langfristig zur Abschaffung von Kinderarbeit beitragen. Außerdem kann man Initiativen und Projekte fördern, die ausgebeuteten jungen Menschen helfen, eine Ausbildung zu erhalten.
Auch die Bekleidungsunternehmen selbst können einen Beitrag zur Bekämpfung der Ausbeutung von Kindern leisten, Sie können ihre Lieferanten verpflichten, einen Verhaltenskodex einzuführen, der sklavische, erzwungene, ausbeutende Kinderarbeit verbietet. Wenn die Produzenten dies wirklich umsetzen und den Erwachsenen außerdem faire Löhne zahlen, versetzt das die Familien in die Lage, ohne Kinderarbeit den Lebensunterhalt zu bestreiten. Stattdessen können die Kinder zur Schule gehen und eine Ausbildung erhalten, um in der Zukunft für einen angemessenen Lohn arbeiten zu können.
Politische Maßnahmen sind ebenfalls wichtig, um die Ausbeutung von Kindern einzudämmen. Hier muss vor allem darauf geachtet werden, dass Kinder ihr Recht auf Bildung durchsetzen können. Dies würde ihnen bessere Aussichten bieten – auf eine bessere Zukunft, besser bezahlte Arbeitsplätze und eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Es ist ja keine Lösung, lediglich zur Entlassung jugendlicher Arbeitnehmer beizutragen. Ziel sollte vielmehr sein, Gesetzesverstöße zu bekämpfen und die wirtschaftliche Situation der Eltern dieser Kinder zu verbessern – z. B. durch faire Löhne oder finanzielle Unterstützung, um den Schulbesuch zu finanzieren.