Moderator: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Waren Sie vielleicht schon einmal Zeuge, wie andere in der Öffentlichkeit bedroht wurden? Und Sie waren unsicher, ob Sie einschreiten oder wie Sie reagieren sollen? Wie man sich in diesen Fällen richtig verhält, kann uns unser heutiger Gast erzählen: Monika Eckert. Sie ist Trainerin für Zivilcourage. Einen schönen guten Morgen, Frau Eckert.
Monika Eckert: Guten Morgen.
Moderator: Frau Eckert, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Kurse für Zivilcourage zu veranstalten?
Monika Eckert: Oft befinden wir uns in unangenehmen, schwierigen und brenzligenbrenzligbrenzligen Situationen. Wir sind Zeugen solcher Ereignisse und wissen nicht, wie wir darauf reagieren sollen. Manchmal ignorieren wir aus Angst, was anderen in unserer Umgebung zugefügt wird. Mein Ziel ist es, die Menschen zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass sie nicht machtlos sind.
Moderator: Wie zeigt man Zivilcourage und setzt Grenzen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen? Kann man das erlernen oder trainieren?
Monika Eckert: Zivilcourage ist eine Mischung aus Mut, Aufmerksamkeitdie AufmerksamkeitAufmerksamkeit und Gelassenheitdie GelassenheitGelassenheit – man braucht unbedingt einen kühlen Kopf. Ich zeige den Menschen in meinen Kursen, wie man in heiklen Situationen bewusst und verantwortungsvoll hinsieht und handelt, statt wegzuschauen und zu schweigenschweigenschweigen.
Moderator: Was verstehen Sie unter heiklen Situationen?
Monika Eckert: Ich meine hier Situationen, die man im Alltag antreffen kann. Es geht hier um die Intuition, das sogenannte Bauchgefühldas Bauchgefühl/die BauchgefühleBauchgefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist, das ein Verhalten die Würde eines Menschen verletzt, das jemand zum Opfer wird. Es gibt unendlich viele Beispiele: Man hört, wie ein anderer beschimpft, beraubt, bedroht oder belästigt wird.
Moderator: Nehmen wir also an, dass wir solch eine schwierige Situation erleben. Was sollten wir zuerst tun?
Monika Eckert: Es ist sehr wichtig, die Situation einzuschätzen und den Überblickden Überblick behaltenden Überblick zu behaltenden Überblick behaltenbehalten. Auf keinen Fall sollte man sofort hinrennen. Zuerst tief einatmen und sich schnell eine Strategie überlegen.
Moderator: Da stellt sich doch sofort die Frage, wie?
Monika Eckert: Einfach überlegen: Was kann ich jetzt machen? Wer könnte mir helfen? Kann ich dem Opfer aus der Situation verhelfen? Welche Fluchtwegeder Fluchtweg/die FluchtwegeFluchtwege gibt es? Kann ich die Situation selbst deeskalieren oder soll ich die Polizei rufen?
Moderator: Sie haben gesagt, dass Zivilcourage eng mit Aufmerksamkeit und Gelassenheit verbunden ist. Warum?
Monika Eckert: Ja, das stimmt. Wir sprechen hier über mutiges, aber auch vernünftiges Eingreifendas EingreifenEingreifen, das uns selber nicht in Gefahr bringt. Deswegen sollte man die Umgebung verantwortungsvoll und aufmerksam beobachten und mögliche Gefahren erkennen, damit man später das Geschehen auch rekonstruieren und als Zeuge beschreiben kann. Hier ist auch unser Verhalten – ich meine damit eine offene und ruhige Körpersprache – wichtig, damit wir nicht schaden, statt zu helfen.
Moderator: Soweit ich das verstehe, sollen wir uns nicht aus der Ruhe bringen oder provozieren lassen und uns nicht aufregen?
Monika Eckert: Genau. Man sollte auch angesichts aggressiven Verhaltens mit ruhiger, klarer und höflicher Stimme sprechen. Es geht hier darum, sich nicht in die Aggressionsspirale hineinziehen zu lassen.
Moderator: Was ist noch wichtig zu berücksichtigen?
Monika Eckert: Zivilcourage bedeutet nicht, ein unzerstörbarer Heldder Held/die HeldenHeld zu sein und sein Leben oder seine Sicherheit zu riskieren. Wenn wir verletzt sind, können wir dem Opfer nicht helfen. Deshalb sollte man sich in gefährlichen Situationen selbst schützen und so schnell wie möglich Hilfe rufen.
Moderator: Und das Opfer?
Monika Eckert: Natürlich muss man das Opfer unterstützen. Man kann das so machen, dass man den Blickkontakt sucht, sich neben das Opfer stellt oder ein Gespräch mit ihm anfängt. Einfach reagieren, irgendwie – hier zeigen kleine Schritte große Wirkung.
Moderator: Wie kann man am besten Hilfe rufen?
Monika Eckert: Hier gilt die Regel von den drei L: Lärm, Licht, Leute.
Moderator: Könnten Sie das bitte näher erklären?
Monika Eckert: Lärm: Durch jede Art von Lärm kann der Täter auch nur für einen Moment abgelenktjemanden ablenken von (D)abgelenkt werden. Man kann schreien, laut zum Aufhören auffordern, oder man kann laute Musik im Handy einschalten, um den Täter zu erschrecken. Licht: Mit der Taschenlampe am Handy oder Smartphone kann man auch jemanden darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt. Leute: Damit meine ich natürlich, andere Menschen zu rufen, sie zu verpflichten, zu helfen und zu reagieren. Es ist besonders wichtig, die Umstehenden gezielt um Unterstützung zu bitten. Statt: „Könnte mir jemand helfen?” lieber sagen „Könnten Sie, die Dame in der blauen Jacke, einen Krankenwagen und die Polizei rufen?”
Moderator: Warum sollte man Bitten und Forderungen auf diese Weise formulieren?
Monika Eckert: Die Leute haben Angst und scheuen sich in solchen Situationen, persönlich Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen, dass andere helfen. Wenn man sich direkt an sie wendet, ist es wahrscheinlicher, dass sie nicht nur stehenbleiben.
Moderator: Ja, deswegen reagieren viele nicht, wenn auch andere da sind. Ihr Verhalten wird darauf reduziert, dass sie herumstehen und sich eventuell als Zeuge zur Verfügung stellen.
Monika Eckert: Ja, ich weiß, dass es nicht so einfach ist, in solchen Situationen Zivilcourage zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen, aber man soll die Schwächeren verteidigenverteidigenverteidigen. Wenn zu viele wegschauen und weggehen, machen die anderen das oft auch.
Moderator: Wie sollte man Hilfe holen, wenn die Situation außer Kontrolle gerät?
Monika Eckert: Am besten ist es, die Polizei zu verständigen und die Nummer 112 zu wählen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln – wie zum Bespiel in einer Straßenbahn – den SOS‑Knopf an der Tür zu drücken oder im Zug – im absoluten Notfall – die Notbremse zu ziehendie Notbremse ziehenNotbremse zu ziehen.
Moderator: Gut, soweit die Theorie. Jetzt schlage ich vor, dass wir zusammen einige alltägliche Situationen analysieren und ein paar Tipps geben, wie man sich verhalten sollte.
Erste Situation: Wir sind spät am Nachmittag einziger Zeuge einer Prügelei. Eine Gruppe von vier Jungen umkreist zwei Jungs, die heftig aufeinander einschlagen. Wir sehen, dass einer blutet und die Umstehenden sie anfeuern. Was sollten wir machen?
Monika Eckert: Diese Situation ist ein gutes Beispiel, dass man nicht immer direkt eingreifen sollte. Es ist hier leider unmöglich, jemanden um Hilfe zu bitten, denn die Straße ist leer. Also würde ich sofort die Polizei rufen. Es ist zu riskant, die Kämpfenden selbst zu trennen.
Moderator: Und wenn wir die Polizei verständigt haben, aber sie kommt nicht und die Situation wird lebensbedrohlich, während wir warten?
Monika Eckert: Dann sollte man den Notfallplan in die Tat umsetzen und die Regel von den drei L anwenden, um die Täter entweder zu erschrecken oder für eine Weile abzulenken.
Moderator: Situation 2: Die Situation findet im Zug statt. Eine junge Frau sitzt zwei jungen Männern gegenüber, die unter Alkoholeinfluss stehen. Die Männer kommentieren das Aussehen der Frau, machen unangebrachte Bemerkungen und die Frau fühlt sich unwohl. Wie sollte man als Beobachter reagieren?
Monika Eckert: Hier muss man zuerst bestimmen, wie gefährlich die Situation für einen selbst ist und ob die Männer aggressiv sind. Ich würde versuchen, die Frau per Blickkontakt zu überzeugen, dass sie ihren Platz wechselt und sich neben mich setzt. Wenn das nicht gelingt, hole ich mir Hilfe von anderen Mitreisenden, am besten Männern, und rufe die Bahnpolizei oder drücke die Notruftastedie Notruftaste/die NotruftastenNotruftaste.
Moderator: Situation 3: Die findet in der Schulpause statt. Ein Mädchen wird von zwei anderen Mädchen beschimpft und belästigt oder ausgelacht. Das Mädchen hat Tränen in den Augen, bleibt aber stehen und wartet alleine, bis es klingelt. Die Umstehenden lachen.
Monika Eckert: Hier haben wir es mit dem typischen verbalen Mobbing zu tun und man muss sofort reagieren. Man kann zum Beispiel die Täterinnen ganz laut und klar zum Aufhören auffordern und sagen, dass einem solch ein Verhalten nicht gefällt, weil man es abwertend, verletzend und respektlos findet. Trotzdem würde ich den Klassenlehrer oder Schulpsychologen darüber informieren, sonst eskaliert der Konflikt wieder weiter.
Moderatorin: Frau Eckert, vielen Dank für dieses Gespräch!