[Reporterin]
Heute ist die Lachforscherin Doktor Anja Baumann zu Gast bei uns. Guten Tag, Frau Baumann. Sie sind also eine Lachexpertin?
[dr Baumann]
Guten Tag. Ja, ich bin sowohl klinische Psychologin und Psychotherapeutin als auch Expertin für therapeutischen Humor. Ich beschäftige mich seit zehn Jahren mit der Gelotologie, also mit der Wissenschaft, die das Lachen untersucht.
[Reporterin]
Frau Baumann, erzählen Sie uns von Ihrem Tagesablauf. Wie fängt der Tag einer Lachexpertin an? Gehört ein Lächeln zu Ihrem Morgenritual?
[dr Baumann]
Na ja, wissen Sie, jeden Tag wenn ich zur Arbeit fahre, höre ich im Auto andere Menschen lachen. Das ist so meine Gewohnheit. Ich habe nämlich einmal während einer therapeutischen Sitzung lachende Menschen aufgenommen. Zu hören ist das sogenannte Reflexlachen. Die ganze Aufnahme dauert so zwischen fünf und fünfzehn Minuten. Wenn ich mir das dann anhöre, lache ich einfach mit, und wenn ich die anderen Autofahrer angucke, schauen sie mich zuerst erstaunt an, dann aber lächelt fast jeder zurück.
[Reporterin]
Können Sie uns verraten, wann wir überhaupt zu lachen anfangen? Was sagt die Forschung dazu?
[dr Baumann]
Was uns zum Lachen bringt, sind Situationen, in denen Gegensätze zusammenkommen. Der Widerspruch löst dann das sogenannte Reflexlachen aus. Als komisch werden Dinge empfunden, die gar nicht zueinander passen.
[Reporterin]
Frau Dr. Baumann: Verraten Sie uns, wie gesund das Lachen tatsächlich ist?
[dr Baumann]
Sie haben natürlich recht: Lachen ist von Natur aus sehr gesund. Das hat sowohl die Biologie als auch die Psychologie festgestellt. Wenn der Mensch lacht, werden seine Abwehrkräfte gestärkt, der Kreislauf wird angeregt, und das wiederum wirkt sich positiv auf die Arbeit des menschlichen Herzens aus. Ein lachender Mensch empfindet ein Gefühl der Erlösung. Das Lachen befreit psychisch und sorgt für Entspannung. Bevor sich die Wissenschaft mit der Lachforschung befasst hat, wurde das Lachen übrigens als Demonstration von Triumph, als Zeugnis von Überlegenheit und Stärke betrachtet.
[Reporterin]
Wie setzen Sie das Lachen in der Therapie ein? Wie arbeiten Sie damit?
[dr Baumann]
In der Therapie beginnen wir mit einem herzhaften und tiefen Lachen, wie beim Lachyoga. Außerdem nutzen wir zum Beispiel die Methode des Reflexlachens. Wir wenden diese Methode bei Menschen an, die Probleme damit haben, ihre Gefühle zu zeigen, weil sie sich zu stark kontrollieren und dadurch gehemmt sind. Durch das Vermitteln verschiedener Techniken geben wir den betreffenden Menschen, die bei uns in Therapie sind, die Möglichkeit, sich selbstironisch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sich in einer Situation zu sehen, die übertrieben ist, gibt ihnen dann die Möglichkeit, sich in einer analogen sozialen Situation selbstbewusst und freundlich durchzusetzen. Es hilft im Alltag, wenn man einfach mal über sich selber lachen kann.
[Reporterin]
Nicht jedem fällt es leicht, über sich selbst zu lachen. Wenn jemand einen ironischen oder sarkastischen Humor hat oder uns auslacht, fühlen wir uns eher verletzt.
[dr Baumann]
Eine wichtige Fähigkeit, die im Zusammenhang mit der Therapie gelernt werden muss, ist Selbstironie. Jemand, der selbstironisch sein kann, verwandelt dann vielleicht eine unhöfliche Bemerkung in einen Witz. Danach können alle gemeinsam herzlich lachen. Dem Auslachen wird also – und das ist, auch wenn es komisch klingt, positiv gemeint – eine therapeutische Rolle zugeschrieben.
[Reporterin]
Frau Doktor, ich danke Ihnen herzlich für unser Gespräch. Unser nächster Gast ist ein Mensch, der mit dem Lachen sogar Geld verdient.