1. Die Gesichter der Obdachlosigkeit

Obdachlosigkeit ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem.

2. Die Begriffe obdachlos und wohnungslos unterscheiden sich voneinander

Als obdachlos werden Personen bezeichnet, die weder einen festen Wohnsitz noch eine Unterkunft haben. Sie übernachten „auf der Straße”, also in Parks, an Bushaltestellen oder U‑Bahn‑Stationen. Wohnungslos sind Menschen ohne Mietvertrag. Sie wohnen bei Bekannten, im Wohnheim oder in einer Notunterkunft.

Menschen, die auf der Straße leben, werden oft sozial ausgegrenzt und negativ wahrgenommen. Sie werden beleidigt und aufgrund ihrer Lebenssituation diskriminiert.

3. Ursachen von Obdachlosigkeit

Ursachen von Obdachlosigkeit: Familienprobleme, Schulden, Trennung, berufliche Mobilität, kriminelle Vergangenheit, Arbeitsverlust. Nicht alle Menschen, die auf der Straße leben, befinden sich dort aus freiem Willen. Manchmal liegt der Grund dafür in Umständen, die von ihnen unabhängig sind.

4. Womit sehen sich obdachlose Menschen im Alltag konfrontiert?

– keine warmen Schlafplätze
– Bedrohung seitens anderer
– kein Zugang zu regelmäßiger Körperhygiene
– keine Möglichkeit den Gesundheitszustand regelmäßig zu kontrollieren

Die alltäglichen Probleme von Menschen ohne festen Wohnsitz betreffen grundlegende Bereiche wie Hygiene, Gesundheitsfürsorge und Sicherheit. Obdachlose Menschen übernachten in verlassenen Gebäuden, in Parks, auf Bahnhöfen oder auf der Straße. Sie werden Opfer von Diebstahl und Gewalt, weshalb sie sich manchmal in Gruppen zusammenschließen, um sich sicherer zu fühlen. Obdachlose Menschen benutzen oft die Toiletten in Bahnhöfen oder Einkaufszentren, um zumindest ein Minimum an Hygiene zu gewährleisten. Sie haben keine Krankenversicherung und werden somit auch nicht medizinisch versorgt.

5. Weitere alltägliche Probleme obdachloser Menschen.

• Begrenzte Schutzmöglichkeiten bei schwierigen Wetterbedingungen

• Abgetragene Kleidung

• Keine Möglichkeit, am kulturellen Leben oder an Freizeitaktivitäten teilzunehmen

• Soziale Isolierung, Respektlosigkeit, Verachtung und Einsamkeit

Obdachlose Menschen leben mit dem Stigma sozialer Isolation und Ausgrenzung. Während der kalten Jahreszeit ist ein großer Teil der obdachlosen Menschen anfällig für Erfrierungen. Sie haben keine Möglichkeit, ihre Wäsche zu waschen. Sie gehen nicht ins Kino, ins Theater, ins Schwimmbad oder ins Restaurant

6. Beispiele zivilgesellschaftlichen Engagements:

Viele Menschen ergreifen Initiative, um obdachlosen Menschen zu helfen.

Doch es gibt auch Menschen, die helfen wollen und sich ehrenamtlich für obdachlose Menschen einsetzen. Unter den Hilfsaktionen finden sich z. B. Suppenküchen, Duschbusse oder medizinische Krankenmobile.

7. Suppenküchen

Suppenküchen geben kostenlos warmes Essen an Hilfesuchende aus.

Die Idee der Suppenküche besteht darin, obdachlosen und armen Menschen kostenlos eine warme Mahlzeit zu geben. In einigen Städten gibt es auch einen “Streetbus”. Das ist ein Bus, in dem sich obdachlose Menschen aufwärmen und etwas essen können.

8. Duschbus

Die Möglichkeit, sich zu duschen, zu kämmen und zu rasieren, ist für obdachlose Menschen eine Chance, ihre Menschenwürde zu bewahren.

Um es Menschen in Not zu ermöglichen, ihrer Körperpflege nachzugehen, entstand der Duschbus. In einem mobilen Duschbus können sich obdachlose Menschen in abschließbaren Kabinen waschen und pflegen und erhalten so ein Stück Privatsphäre und Lebensqualität zurück.

9. Kleiderkammer

In einer Kleiderkammer können obdachlose Menschen etwas Sauberes und Warmes zum Anziehen bekommen.

Die Bürger bringen gebrauchte, aber gut erhaltene Kleidung in die Kleiderkammer. Obdachlose Menschen werden dann mit sauberer und intakter Bekleidung wie Unterwäsche, Oberbekleidung, Hosen, Winterjacken, Mänteln, Mützen, Schuhen und Handschuhen sowie mit Schlafsäcken versorgt.

10. Niemand sollte obdachlosen Menschen gegenüber gleichgültig sein.

Obdachlosigkeit ist ein dringendes soziales Problem und betrifft nicht nur große Städte und arme Länder.

Obdachlose Menschen gibt es nicht nur in den ärmsten, sondern auch in den am weitesten entwickelten Ländern. Viele Faktoren können die Ursache für Obdachlosigkeit sein, aber das ist kein Grund, die Betroffenen zu diskriminieren. Auch ein obdachloser Mensch hat seine Würde, und niemand hat das Recht, sie ihm zu nehmen. Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, Menschen zu helfen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind.

11. Was kann ich für obdachlose Menschen tun?

• sie wahrnehmen und ansprechen

• fragen, ob sie Hilfe brauchen

• über Tagesstätten, Notschlafstellen oder Essensausgabestellen informieren

• Geld spenden

• Lebensmittel, Bekleidung, Hygieneartikel schenken

• nicht urteilen

Obdachlose Menschen sollten nicht unsichtbar sein. Sie sind ein Teil der Gesellschaft und wie jeder Mensch auf Respekt und Hilfe angewiesen. Sie möchten wahrgenommen werden, ohne dass man sie beurteilt. Sei also wachsam! Vielleicht friert jemand in deiner Nähe oder hat Hunger oder Durst? Geh nicht einfach vorbei, ohne ihn zu beachten. Es kostet oft nicht viel, anderen zu helfen. Schon mit einer kleinen Geste kann man manchmal Berge versetzen!

12. Christian Morgenstern, An ein altes Haus

An ein altes Haus

Gedicht von Christian Morgenstern (1871‑1914)

Was lieb' ich denn an dir, du altes Haus,
Wenn nicht den Geist, du gutes, der du bist?
Was drückst du andres denn als Gottheit aus,
Die mein Gemüt nun nirgends mehr vermisst!

Ich nehme deinen Geist in mich hinein,
Vermählt mit mir ver‑wirst du ganz und gar,
Und schauen andre nichts in dir als Stein,
Mir machst du Mich‑Demiurgos offenbar.